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#1 Dominanter Purpose
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Dominanter Purpose
Purpose First!
Purpose Drive erzielen Organisationen primär dadurch, dass Purpose ein besonderes Gewicht in der Entwicklung und Selbststeuerung der Organisation bekommt. Sie richten soziale Räume und Prozesse ein, um Purpose zu finden und weiterzuentwickeln, aber auch um die Sinnorientierung der operativen Entscheidungen kontinuierlich zu beobachten und zu reflektieren.
Durch solche Purpose-Routinen wird Purpose permanent im Fokus der Aufmerksamkeit gehalten. Gleichzeitig dient es zum Erspüren von Abweichungen und (Entwicklungs-)Spannungen: Wo gibt es ungenutzte Potenziale? Wo weicht die Entwicklung von den ultimativen Zielen ab? So wird Purpose zum Treiber, Orientierungs- und Richtungsgeber für evolutionäre Variation, Selektion und Retention.
Richtschnur
Im Alltag heißt das, dass jede Entscheidung auf den Purpose einzahlen sollte und dass im Zweifel erklärt werden muss, inwiefern sie das tut. Meetings werden danach evaluiert, wie sehr sie dem Purpose dienen. Personen werden anhand des »Purpose Fit« für bestimmte Rollen oder generell als Mitarbeitende ausgewählt. Alles wird immer wieder mit Blick auf eine bestmögliche Übereinstimmung und Passung zum Purpose überprüft und weiterentwickelt.
Purpose Driven Organizations setzen bis auf wenige Ausnahmen auf Zweckprogramme und vermeiden Konditionalprogramme, da diese den Handlungsspielraum der Personen deutlich stärker einschränken. Sie definieren das erwartete Ergebnis, lassen aber die Wahl der Mittel und Wege zur Erreichung offen. Es geht um einen »Sense of Direction«, um Orientierung und Ausrichtung, nicht um Planung und Kontrolle.
Purpose Driven Organizations planen nur wenig, stattdessen lenken sie die Aufmerksamkeit auf den Sinn und Zweck und auf das konkrete Handeln. Purpose und rasche Umsetzungsschritte und Experimente ersetzen – teilweise oder komplett – strategische Planung und Budgetierung.
Purpose-Modell
Safe enough to try
Bei Entscheidungen setzen sie auf Regeln und Kriterien, die Innovation und Weiterentwicklung favorisieren und irreparable Schäden vermeiden sollen. »Safe enough to try« und Entscheidungen im Konsent (niemand erhebt begründete Einwände) gehen vor Erfolgsgarantien und Konsens (alle sind dafür).
Unter Purpose wird dabei stets eine Kombination von eigenen Beiträgen und den damit erzielten Wirkungen verstanden. Der Purpose definiert, worin diese angestrebte Wirkung besteht und welchen Beitrag die Organisation zum Erreichen dieses Impacts leisten will. Alles andere wird daran ausgerichtet.
Purpose Driven Organizations wie Waschbär (»Ökologie und soziale Verantwortung im Alltag lebbar machen«) oder Apple (»Challenge the status quo«) sehen ihren Sinn und Zweck in Beiträgen und Wirkungen, die über die eigenen Interessen der Organisation und die ihrer Eigentümerinnen hinausgehen. Profit, Größe oder Marktführerschaft sind Mittel, keine Zwecke an sich.
Unschärfe
Purpose Driven Organizations richten sich an Zwecken aus, sind sich aber bewusst, dass diese im Organisationsleben nie eindeutig sein können.
Zwecke und Mittel lassen sich nie eindeutig aufeinander beziehen, Mittel können zu (Selbst-)Zwecken werden und auch Ober-Zwecke (Purpose) entwickeln sich evolutionär weiter.
Statt mit absoluter Stringenz und Zweckmäßigkeit zu rechnen, werden Beobachtungs- und Reflexionsprozesse eingerichtet, die dieser komplexität gerecht werden und Unschärfe wird toleriert. So dient Purpose gerade durch ein gewisses Maß an Unschärfe und Unbestimmtheit als Trigger für Variationen (z. B. neue Geschäfts- oder Produktideen), die die evolutionäre Weiterentwicklung stimulieren.
Co-Evolution
Purpose bedeutet immer, sich als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten, zu dem beigetragen wird und für das etwas bewirkt werden soll. So entsteht eine gemeinsame Entwicklungsgeschichte zwischen der Organisation und ihren Stakeholdern und Umwelten, etwa den Kunden, Liefernden, Kapitalgebenden und Mitarbeitenden.
Wie sich diese Geschichte weiterentwickelt, können auch Purpose Driven Organizations nicht festlegen. Immer muss eine Reihe verschiedener Zwecke unterschiedlicher Umwelten und Stakeholder befriedigt werden, aber Purpose Driven Organizations setzen sich aktiv, bewusst und regelmäßig mit den Perspektiven ihrer Stakeholder auseinander.
Zielkonflikte zwischen den Gruppen werden im Rahmen der Prozesse der Purpose-Findung und Purpose- Weiterentwicklung offen und regelmäßig thematisiert (Multi-Stakeholder-Orientierung). Und gleichzeitig wird versucht, die Evolution des eigenen Business- Ökosystems und seiner Netzwerke entsprechend dem eigenen Purpose zu beeinflussen.
Wenn Sie tiefer einsteigen wollen, was die erste Disziplin in der Umsetzung konkret bedeutet, werden Sie hier fündig