Werkzeug

Purpose Quest – WHY Prozess

Purpose

Entdecken des Purpose eines Teams oder einer Organisation

greenblock
Disziplin

1#

Schwerpunkt

Purpose finden

Dauer

140 min


Im WHY-Prozess können Organisationen ihren Purpose finden, indem sie ihre Geschichte sorgfältig auswerten. Es geht um Beiträge und Wirkungen, die eine Organisation für andere geleistet hat. Der Prozess funktioniert auch für Teams oder für Einzelpersonen. Wir beschreiben hier die Variante für eine Organisation mit 25 bis 30 Teilnehmendem am Prozess.

Guter Zeitpunkt

Zu Beginn eines Veränderungsprozesses oder wann immer sich eine Organisation oder ein Team die Frage nach dem gemeinsamen WHY stellt

Dauer

Vier bis sechs Stunden

Vorbereitung

Notwendig sind eine Moderation und eine entsprechende Ausstattung (z.B. großer Raum, Ecken mit Metaplanwand für die Gruppen, Visuali-sierung, Notes, Karton, Papier, Scheren, Klebstoff).

Personenkreis

Beim WHY-Prozess für ein Team sind es die Mitglieder des Teams, beim WHY-Prozess einer Organisation sind es Vertreterinnen aller Bereiche der Organisation. Es empfiehlt sich eine Maximalzahl von 25 bis 30 Personen. Wenn der WHY-Prozess in einer Großgruppe stattfindet, sollten ent-sprechende Tools eingesetzt werden, um die Ergebnisse zusammenzubringen (z.B. das Online-Moderationstool slido.com).

Anleitung


Eine Moderation leitet durch die acht Schritte des WHY-Prozesses.

Erster Schritt: In drei Gruppen à acht bis zehn Personen erzählen sich die Teilneh-menden ihre Geschichten darüber, wann sie besonders stolz darauf waren, für diese Organisation zu arbeiten. Es geht um Erfahrungen, prägende Ereignisse, wichtige Personen und Weichenstellungen, Höhe- und Tiefpunkte der Firmenentwicklung oder Anekdoten aus dem Alltag, die prägend waren. Erzählt werden erlebte Situationen mit realen Personen und konkreten Ereignissen. Jeweils eine andere in der Gruppe schreibt Stichworte der Geschichte auf Post-it® Notes, die auf einer Metaplanwand gesammelt werden. Nun wählt die Gruppe ihre stärkste Geschichte aus – welche ging bei den anderen am meisten in Resonanz, welche beschreibt am besten, wie diese Organisation tickt und worum es in ihr geht? Diese Geschichte bringen sie mit ins Plenum, wo nun die drei stärksten Geschich-ten aus den Gruppen geteilt werden.

Zweiter Schritt: Die Gruppen ziehen sich wieder zurück, um aus ihren Geschichten die spezifischen Beiträge herauszufiltern, die die Organisation für andere geleistet hat. Die Stichworte auf der Metaplanwand helfen, sich wieder an alle Geschichten zu erinnern. Die Beiträge werden als Verben festgehalten (z.B. inspiriert, schützt, empowert) und auf andersfarbigen Post-it® Notes an die Wand geklebt. Die Gruppe entscheidet sich für die fünf wichtigsten Beiträge und bringt sie mit ins Plenum. Das Gesamtbild wird kurz im Plenum reflektiert.

Dritter Schritt: Jede Gruppe geht wieder zu ihrer Wand und sucht jetzt nach der verborgenen Aussage über Wirkungen in den Geschichten. Was haben die Bei-träge der Organisation anderen ermöglicht, zu tun oder zu sein (z.B. Sicherheit, Unabhängigkeit, Leistung)? Die Wirkungen werden auf andersfarbigen Notes gesammelt und die fünf wichtigsten ausgewählt. Auch sie kommen ins Plenum zu den Ergebnissen der anderen beiden Gruppen. Was wird deutlich über Beiträge und Wirkungen der Organisation?

Vierter Schritt: Nun bilden sich drei neue maximal gemischte Gruppen. Sie formulieren aus diesen Bestandteilen (Beiträge und Wirkungen) Entwürfe von WHY-Statements. Wie können wir die Essenz der Organisation auf den Punkt bringen? Formuliert wird nach dem Muster »[Beitrag], so dass [Wirkung]« (Beispiele siehe Kapitel 6.1). Es soll umsetzbar sein, einfach und klar und in einer Sprache, die der Kultur der Organisation entspricht. Anschließend haben die Teilnehmenden Zeit, um für das Statement ein WHY-Board zu basteln. Aus weißem Papier werden die Buchstaben ausgeschnitten und auf schwarzen Karton geklebt (alternative Me-thode mit Holz).

Fünfter Schritt: Im Plenum werden die Statements enthüllt und gefeiert. Gemeinsam wird reflektiert, welcher rote Faden sichtbar wird. Die Nennungen dieser tieferliegenden Essenzen aus den drei Entwürfen werden auf Post-it® Notes festgehalten. Jede Teilnehmende bekommt zwei Klebepunkte, mit der sie aus den Notes jene beiden Aspekte auswählt, die aus ihrer Sicht die Organisation mit ihren Beiträgen und Wirkungen am besten beschreiben.

Sechster Schritt: Vier Personen (ausgewählt nach Querschnitt und sprachlichem Feingefühl) bilden das WHY-Statement-Team, das sich für eine kurze Zeit zurückzieht, um aus den am höchsten bewerteten Notes ein WHY-Statement zu formu-lieren. Der Rest der Gruppe räumt den Raum auf und schmückt ihn feierlich für den siebten Schritt.

Siebter Schritt: Das Designteam kommt ins Plenum zurück und präsentiert das WHY-Statement. Wenn das Team gut gearbeitet hat, wird das Ergebnis freudig begrüßt. Nun ist Zeit, zu feiern und diesen Moment bewusst zu genießen – mit einem Barbecue, Picknick o.Ä.

Achter Schritt: Nach der Stärkung folgt der Prozess, in dem der Purpose (das WHY) operationalisiert wird: Was bedeutet das für unsere Rollen und Prozesse, für unsere Projekte und Spielregeln? Was sind die nächsten Schritte? Wie bringen wir das WHY in die Organisation? Wie gelingt eine Kommunikation an die Kollegin-nen, die nicht dabei waren, so dass sie sich auch mit dem Purpose verbinden können? Und auch wenn es noch ganz frisch ist – welche Purpose-Routinen beginnen wir ab heute?

Herkunft der Methode

Der britische Autor und Unternehmensberater Simon Sinek, der mit seiner Arbeit zu Purpose bekannt geworden ist, hat den WHY-Pro-zess gemeinsam mit seinen Kollegen David Mead und Peter Docker entwickelt. Im Buch »Find Your Why« beschreiben sie ihn detailliert (Sinek et al. 2017).